Zweiteilige Keramik von Helena Sekot
„Between Earth and Sky (1, 2)“ von Helena Sekot, 2021, Keramik, dichroitisches Glas, 1: 52 × 48 × 83 cm, 2: 44 × 41 × 48 cm

Preisträger 2022

Der 16. Wettbewerb um den Richard-Bampi-Preis wurde von der Gesellschaft der Keramikfreunde in Zusammenarbeit mit der Meissen Porzellan-Stiftung und der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen vorbereitet und im Mai 2022 durchgeführt.

Zum Wettbewerb und der Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten wurden folgende Künstler zugelassen:

Nora Arrieta, Jan Herzog, Philsoo Heo, Maria Salcedo Horn, Konrad Jünger, Valeriya Krasnova, Lena Kaapke, Lisa Kottkamp, Helena Sekot, Oliver Neu, Laura Pientka, Sarah Pschorn, Catherine Sanke, Robert Schittko, Julia Schmölzer, Nawon Song, Zhifeng Song, David Fernando TorrTorres Forero, Cindy Valdez, Dewen Wang

Die Jury ermittelte unter ihnen drei Preisträger:innen, sprach ferner eine Belobigung aus und begründete ihre Entscheidungen wie folgt:

1. Preis – 7.000 €
für Helena Sekot

Begründung der Jury

Die Arbeiten der jungen Künstlerin Helena Sekot tragen bereits eine  wiedererkennbare eigene Handschrift. Mit erstaunlicher Konsequenz und doch großer Varianz formt Sekot aus Ton raumgreifende Strukturen von starker Präsenz, zu denen sich der Betrachter physisch in Beziehung setzt. Sie verleiht dem Material eine zwischen Stabilität und Deformation schwingende Körperlichkeit, die Assoziationen zu Skeletten und Blutgefäßen ebenso weckt, wie zu Wurzelwerk und Rhyzomgeflechten. Der Eindruck von fragiler Beständigkeit wird bei den gelungenen Kombinationen mit Elementen aus Glas noch weiter akzentuiert. Besonders in ihrer Arbeit »Between Earth and Sky«, die auf innovative, technisch höchst anspruchsvolle Weise Keramik mit dichroitischem Glas vereint, entfaltet das Zusammenspiel der verwandten und doch so gegensätzlichen Materialien eine große poetische Kraft.

Keramik von Philsoo Heo

2. Preis – 5.000 €
für Philsoo Heo

Begründung der Jury

Philsoo Heo findet sich mit seinen Arbeiten ein in eine lange Tradition, die das Verhältnis zwischen Skulptur und Malerei mithilfe der Keramik befragt und beides miteinander zu versöhnen sucht. Die Wandarbeiten bieten dem Betrachter überraschende Oberflächen, auf denen sich die metallisierenden Glasuren sinnlich entfalten. Diese Arbeiten bleiben skulpturale Volumen, die im Raum wirken: So wird das, was scheinbar nur ein Rahmen ist, schließlich auch zum integralen Bestandteil des Werkes. Die Oberfläche, ob abstrakt oder geheimnisvoll figurativ, ist ein dreidimensionaler Raum und als solcher perforiert, eingeschnitten oder geformt. Auch das Gewicht der Werke erinnert daran, dass sie nicht nur cosa mentale sind, sondern vor allem Materie.

Website des Künstlers

3. Preis – 3.000 €
für David Fernando Torres Forero

Begründung der Jury

Ein stark aufgeblähtes, locker daliegendes Riesenpopcorn steht in starkem Kontrast  zu den durch Naturgewalten zerbrochenen antiken Säulen, die mit ihren  farbintensiven Glasuren in Rakubrandtechnik selbst zu Derivaten der Popkultur werden. In einer anderen surreal anmutenden Rauminstallation behauptet sich eine eigenwillige Figur von charmantem Witz gegen überdimensioniertes Popcorn in pastelligen Tönen. Seine Arbeiten lassen die Dynamik unserer modernen Welt, aber auch die ihr innewohnende zerstörerische Kraft erahnen. Virtuos beherrscht David  Fernando Torres Forero dabei ein breites Spektrum keramischer Techniken, wobei besonders seine kraftvolle Modellierung wuchtiger Monumentalplastiken bis hin zu kleinen, filigranen Porzellanfiguren begeistert.

Belobigung
für Lena Kaapke

Begründung der Jury

Eine besondere Belobigung möchte die Jury der Künstlerin Lena Kaapke für ihren konzeptionellen und ästhetischen Beitrag zur Glasurkunst aussprechen. Mit der Arbeit »Rot I«, die sie 2015 begann und kontinuierlich weiterführt, gelingt es der Künstlerin, aus der seriellen und oft obsessiven Arbeit mit Glasuren einen poetischen künstlerischen Beitrag zum handwerklichen Forschen und Wissen zu leisten. In »Produktionslinie« wiederum stellt sie die kollektive Dimension der seriellen Porzellanproduktion in China in einer zugleich respekt- und humorvollen Weise dar. Insgesamt zeichnet sich ihr Werk durch die Prägnanz und Schönheit ihrer visuellen Sprache aus.